Bioethik aktuell

Österreich: Erster Ausbau von Palliativmedizin und Hospiz genehmigt

Schweizer Studie untersucht Menschen mit ambivalentem Sterbewunsch

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Der Ministerrat hat Mitte November dem Ausbau von stationärer sowie mobiler Hospiz- und Palliativangebote für alle Altersgruppen in ganz Österreich zugestimmt. Der Finanzausgleich sieht für die kommenden fünf Jahre jeweils zusätzlich 18 Millionen Euro für die Betreuung unheilbar kranker Menschen vor, je ein Drittel kommt von Bund, Ländern und Sozialversicherung. Damit wird eine wichtige Forderung der Parlamentarischen Enquete-Kommission Würde am Ende des Lebens (vgl. Bioethik aktuell, 11.4.2016) umgesetzt. Für Waltraud Klasnic, Präsidentin des von der Regierung im März 2016 eingesetzten Sozial- und Palliativforums sowie auch des Dachverbandes Hospiz Österreich, ist dieser Schritt ein „gutes Zeichen“, schließlich bestehe bei den Betreuungsangeboten am Ende des Lebens ein „großer Nachholbedarf“ (vgl. Kathpress, online, 13.11.2016). Laut Klasnic sollten die zusätzlichen Mittel besonderes in die noch unterversorgten Bereiche fließen, etwa in den ländlichen Bereich. Ein flächendeckendes Angebot brauche jedoch mehr Mittel, gab die Hospiz-Präsidentin zu bedenken. Derzeit werde im Sozial- und Palliativforum überlegt, wie eine Regelfinanzierung konkret aussehen könne, wobei erste Vorschläge im Dezember präsentiert werden sollen.

Palliativ- und Hospizbetreuung sind der beste Schutzfaktor gegen aktive Sterbehilfe und Beihilfe zum Selbstmord. Denn: Schwerkranke Menschen brauchen Assistenz im Leben und nicht beim Suizid. Dies zeigt eine aktuelle, noch unpublizierte Schweizer Studie, die den Sterbewunsch Schwerkranker und ihr Verhältnis zum Tod untersuchte. Die Ergebnisse stellte Heike Gudat, Schweizer Palliativmedizinerin, kürzlich beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband in Berlin vor, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 28.11.2016).

Fazit: Der Wunsch zu sterben ist von einer großen Ambivalenz gekennzeichnet und hat viele Facetten. Denn: Sterben zu wollen heißt nicht zwangsläufig, dem Leben vorzeitig ein Ende setzen zu wollen, erklärt Gudar. Ärzte sollten im Gespräch mit ihren Patienten bei der Äußerung eines Sterbewunsches den feinen, aber deutlichen Unterschied zwischen ‚wünschen’ und ‚wollen’ erkennen, betont die Palliativmedizinerin. Patienten gaben in der Studie etwa an, „leben zu wollen“, und äußerten gleichzeitig den Wunsch zu sterben, diese hatten innerlich akzeptiert, dass es ans Sterben geht.

Einige Patienten möchten, dass das Lebensende schneller kommt, ohne aktiv zu werden, sie überlassen es dem Schicksal. Wieder andere haben tatsächlich eine Absicht, ihr Leben zu verkürzen. Das seien allerdings die wenigsten, berichtete die Palliativmedizinerin aus eigener Erfahrung. „Die Praxis zeigt, dass die Behandelnden zu wenig auf die Bedürfnisse von Patienten eingehen, die das Sterben wünschen, aber es nicht beschleunigen wollen“. Auch sie leiden oft erheblich und müssten begleitet werden, betonte Gudat.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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