Lebensqualität vs. Lebensverlängerung: Länger leben oder länger leiden?

Imago Hominis (2021); 28(2): 121-127
Barbara Friesenecker

Zusammenfassung

Medizinische Behandlungen durchzuführen, nur, weil sie machbar sind, entspricht einer leider derzeit häufig geübten unmenschlichen Machbarkeitsmedizin, die – neben falschem ärztlichem Ehrgeiz – getrieben wird aus Angst vor dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung bis hin zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Es braucht mehr Wissen unter Ärzten über ethische und rechtliche Grundlagen medizinischer Entscheidungsfindung. Sie wären sicherer in ihren Entscheidungen, das Problem der Übertherapie könnte zumindest zum Teil vermieden werden. ‚Sterben in Würde‘ wäre dann wieder ein öfters erreichtes Ziel, auch in Krankenhäusern der Maximalversorgung.

Schlüsselwörter: Übertherapie, Medizinethik, Therapiezieländerung, Sterbehilfe

Abstract

Carrying out medical treatments just because they are feasible results from a current unfortunate and inhumane trend of ‘medical feasibility’ stemming, in part, from false medical ambitions driven by the fear of being accused of failing to help (or of being charged with negligent homicide). More knowledge is needed for medical staff, who are in need of additional training in ethical and legal decision-making. They would be more confident in their decisions, and the problem of overtreatment could be avoided, at least in part. Dying with dignity would then again be a more frequently achieved goal, even in maximum-care hospitals.

Keywords: overtreatment, medical ethics, therapy goal change, assistance in dying

Anschrift der Autorin:

ao. Univ.-Prof. Dr. Barbara Friesenecker
Universitätsklinik für allgemeine und chirurgische Intensivmedizin
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck
barbara.friesenecker(at)tirol-kliniken.at

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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